Wie soll das Neugeborene schlafen? Zugedeckt mit einer einfachen Decke? In einem Schlafsack oder gleich Pucken? Wie so oft, hat auch hier jede Methode ihre Vor- aber auch ihre Nachteile. Wir haben eine Hebamme befragt.
Antonia, Du bist im vergangenen Jahr mit Deiner Ausbildung zur Hebamme fertig geworden, bist also auf dem neuesten Stand. Was spricht für eine Decke?
Diese Frage ist ganz einfach zu beantworten: Nichts! Babys bewegen sich im Schlaf sehr viel und haben sich schnell mal die Decke über den Kopf gezogen. Das kann zum Ersticken, dem Plötzlichen Kindstod, führen. Die Wahrscheinlichkeit eines Plötzlichen Kindstods (Sudden infant death syndrome/ SIDS) ist zwar mit 0,02 Prozent sehr gering, aber dennoch real.
Es wird daher empfohlen, Babys zum Schlafen in einen Schlafsack zu packen und im eigenen Bettchen auf einer harten Matratze auf den Rücken zu legen. Im Bettchen sollte sich dann auch nichts anderes, als nur das Baby befinden. Also keine weiteren Decken, keine Kuscheltierchen. Die optimale Raumtemperatur liegt bei 18 Grad.
Worauf sollte man beim Schlafsack achten?
Es gibt Schlafsäcke für jede Temperatur. Ich war einige Zeit als Au-Pair in Australien. Meine Familie dort hat eine Wissenschaft aus dem Thema Schlafsack gemacht. Es gab für jede Temperatur einen eigenen Schlafsack. Aber eigentlich reicht einer. Je nach Temperatur muss das Baby dann eben etwas mehr oder etwas weniger zusätzlich angezogen bekommen.
Als Faustregel für die Größe des Schlafsacks gilt: Körperlänge ohne Kopf, also vom Kopf bis zur Fußsohle, plus 10 Zentimeter für die Beinfreiheit.
Stichwort „richtig anziehen“: Wie muss das Baby angezogen werden, damit es nicht auskühlt?
Auch hierfür gibt es eine Faustregel: Das Baby sollte immer eine Schicht mehr tragen sollten, als man selber tragen würde.
Im Winter heißt dass, dass man über die Windel einen Langarmbody, einen leichten Pulli und eine leichte Schlafanzughose ziehen sollte. Wichtig ist, dass der Nacken sich warm anfühlen muss. Wenn die Händchen kälter sind, ist das nicht schlimm.
In den vergangenen Jahren ist das Pucken wieder in Mode gekommen. Nicht jede kennt Pucken. Könntest Du das kurz erklären?
Beim Pucken legt man die Hände und Arme des Babys auf die Brust, winkelt die Beine an und wickelt das Kind dann mit einem Tuch fest ein. Viele Kinder lieben dieses aus der Gebärmutter nachgeahmte „alles ist eng an mir“ Gefühl. Sie sind eher verstört, wenn sie rauskommen und plötzlich alleine auf einer Matratze rumliegen.
Offiziell empfohlen wird es nicht. Zum einen können sich viele Kinder aus diesem Pucken rausstrampeln, aber es kann auch zu Fehlstellungen der Hüfte führen. Manche meiner Kolleginnen können so fest pucken, dass kein Kind mehr rauskommt, aber als unerfahrene junge Mutter oder unerfahrener Vater, kann es schon mal sein, dass man zu zaghaft puckt und dann wird das Tuch zu einer Gefahrenquelle. Allen Eltern, die pucken wollen, würde ich daher empfehlen, dies ausschließlich tagsüber zu machen, wenn man den Nachwuchs gut im Blick hat.
Macht es Sinn, das Baby zum Schlafen so fest einzuwickeln? Es kann sich ja dann gar nicht mehr bewegen.
Man sagt, dass das Gefühl von Geborgenheit die Kleinen besser schlafen lässt. Es gibt Babys mit einen sehr stark ausgeprägter Moro-Reflex. Dies ist ein in aller Regel vorübergehendes Phänomen bei dem die Neugeborenen ihr Arme ruckartig zur Seite ausbreiten und die Dingerchen spreizen. Viele erschrecken so von ihren eigenen Bewegungen, dass sie aufwachen. Für diese Kinder kann es durchaus Sinn machen, sie zu pucken. Aber, wie gesagt, auf keinen Fall nachts.
Gibt es Babys, für die man das besonders empfehlen kann? Zum Beispiel für Frühchen oder Babys mit einem schwierigerem Start? Also Babys, die zu früh die begrenzte, aber auch sichere Umgebung des Mutterleibs verlassen haben?
Kann man so nicht sagen. Für Frühchen oder Babys, die gestresst auf die Welt kommen, ist vielmehr so wenig wie möglich „handeling“ wichtig. Also nicht zu lange auf dem Wickeltisch liegen, nicht zu lange schreien und ganz ganz viel „Bonding“ – Bindung. Am Besten geht das indem mit nackter Haut auf nackter Haut. Babys verlieren durch Stress viel Körpertemperatur. Der direkte Körperkontakt kann hier helfen. Auch hört und spürt das Baby den vertrauten Herzschlag und kommt so besser zur Ruhe.
Kann sein, dass Pucken für diese Babys gut ist. Es kommt auf das einzelne Kind an, ob es das Pucken mag oder nicht. Ich würde es aber nicht empfehlen.
Wann darf ein Baby auf keinen Fall gepuckt werden?
Nachts.
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