Lange Jahre wurde die Väterforschung vernachlässigt. Nicht nur dachte man, dass der Vater für die Entwicklung der Kinder nicht wichtig sei. Dass die Geburt eines Kindes auch den Vater biologisch verändert, wurde noch nicht einmal in Betracht gezogen. Diese biologische Veränderung, gepaart mit den zahlreichen Emotionen, die solch eine Geburt auslöst, schlaflose Nächte, ein unregelmäßiger Tagesablauf. All das zusammen kann auch bei Vätern zu einer Wochenbettdepression führen. Untersuchungen zufolge erkranken 10 bis 20 Prozent der jungen Mütter nach der Geburt an einer Wochenbettdepression. Eine Wochenbettdepression kommt bei jungen Vätern hingegen nur halb so oft vor. Was aber auch daran liegen kann, dass Männer im Allgemeinen (noch) nicht so offen mit ihren Gefühlen umgehen.
Während eine Wochenbettdepression bei Frauen meist innerhalb der ersten drei bis sechs Monate nach der Geburt auftritt, erkranken Väter meist erst nach drei bis zwölf Monaten nach der Geburt. Ihre Stimmung ist dann gedrückt. Sie reagieren gereizt und manche sogar aggressiv. In schwereren Fällen kann es dazu führen, dass der junge Vater
- an Antriebslosigkeit leidet.
- Schwierigkeiten beim Ein- und Durchschlafen hat.
- schon fast eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber dem Neugeborenen empfindet.
- sich selbst für einen schlechten Vater und Partner hält.
- Angst davor hat, dem Kind etwas anzutun.
Erschwerend kommt hinzu, dass die meisten der heutigen, junge Väter noch in einer Familie mit traditionellen Rollenmodellen aufgewachsen sind. Einer Familie also, in der der Vater sich maximal am Wochenende um seine Kinder gekümmert hat. Die Väter von heute wollen sich mehr um ihren Nachwuchs kümmern. Ihnen mangelt es aber an Vorbildern. Das Ergebnis: Überforderung, Selbstzweifel und im schlimmsten Fall eine Wochenbettdepression.
Dr. Harvey Karp, renommierter US- Kinderarzt und Gründer von Happiest Baby weiß: “Wenn ein Baby auf die Welt kommt, liegt der Schwerpunkt zu Recht auf der Mutter und dem Baby, während die Väter eher im Hintergrund stehen. Aber auch sie brauchen Unterstützung.” Deshalb hat er sieben wertvolle Tipps für junge Väter:
1. Verbringe Zeit mit Deinem Baby
In einer aktuellen Studie aus den USA, für die 881 jungen Vätern befragt wurden, fanden die Wissenschaftler heraus, dass sich Väter, die mehr Zeit mit ihren Babys verbrachten, auch kompetenter in ihrer Vaterrolle fühlten und somit weniger zu einer Wochenbettdepression neigten. Sie waren zufriedener mit sich als die anderen Väter, die nur wenig Zeit für ihr Neugeborenes hatten. Ihre Zufriedenheit führte dazu, dass solche Väter ebenfalls weniger anfällig für Depressionen waren.
2. Rede mit Deiner Partnerin
Eine gute Kommunikation mit Deiner Partnerin ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass Du Dich ruhiger und selbstbewusster fühlst, wenn Ihr Euer Kind gemeinsam großziehen. Das ist besonders in der Anfangsphase wichtig. Teilt Euch die Aufgaben, plant alles so weit wie möglich und erkennt an, dass Ihr beide auch mal Ruhe braucht. Hör Deiner Partnerin zu, stelle ihr Fragen und finde heraus, was die andere wirklich braucht.
3. Hol Dir praktische Unterstützung
Elternschaft ist hart! Alle Eltern brauchen ein wenig Hilfe und wenn Sie ein Baby bekommen, ist es an der Zeit, dass ihr Unterstützungskreis einspringt. Nicht umsonst heißt es „Es braucht ein Dorf“, um ein Kind großzuziehen. Zögere also nicht, Deinen Freundeskreis und die Verwandtschaft um Unterstützung zu bitten: Vielleicht um ein gutes Essen, oder einen Nachmittag Babysitting, während Ihr etwas Schlaf bekommt.
4. Tue Dinge, die Dir helfen, sich ausgeglichen zu fühlen
Das klingt unmöglich, wenn man kaum Zeit zum Durchatmen hat, aber eine neue Routine zu finden, hilft, die Ruhe zu bewahren. Denk darüber nach, was Dir vor der Geburt Deines Kindes geholfen hat, dich zu entspannen, und suche gemeinsam mit Deiner Partnerin nach Möglichkeiten, diese Auszeiten in Dein bzw. Euer neues Leben zu integrieren. Wenn Du Zeit mit einer Spielkonsole verbringen willst und Du Dich nach dem Spielen ausgeglichener fühlst, tue das. Vielleicht ist Fitness Dein Ding, und es gibt einen Weg, wie Du einen Ausflug ins Fitnessstudio oder eine Joggingrunde einplanen könntest.
5. Tauschen Dich mit anderen neuen Vätern aus
Frischgebackene Eltern denken oft, dass sie doch ständig glücklich sein müssten, weil sich ihr Wunsch nach einem Baby erfüllt hat. Wenn sie Wut, Sorgen oder Traurigkeit empfinden, fühlen sie sich oft schuldig und haben sogar ein schlechtes Gewissen. Doch statt sich zu verkriechen, ist es gerade jetzt wichtig, sich anderen anzuvertrauen. Gefühle laut auszusprechen hilft, Klarheit zu schaffen. Unterschätze nicht, wie wichtig es ist, mit Menschen zu sprechen, die sich in der gleichen Situation befinden wie Du. Du wirst überrascht sein, wie hilfreich das sein kann, um Dir die Augen dafür zu öffnen, was Du brauchst. Die Möglichkeit, mit anderen frischgebackenen Vätern zu reden, die wissen, was man durchmacht, Erziehungstipps auszutauschen und sich zu verabreden, z. B. zu einem gemeinsamen Spielplatzausflug, ist so wertvoll.
6. Denke daran, dass es einfacher wird
In der ersten Zeit als frischgebackener Vater vermisst man sein früheres Leben oft sehr. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass die Schwierigkeiten nur vorübergehend sind und man zu einem Gefühl der ‚Normalität‘ zurückkehren wird – besserer Schlaf, ruhigere Momente mit der Partnerin, mehr Zeit für Freunde und Familie und so weiter. Die Erkenntnis, dass mit der Zeit und der Erfahrung die Dinge nicht mehr so schwierig erscheinen, ist ein sehr positives Instrument.